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Ich bin freischaffende Grafikerin/Künstlerin, Jahrgang 1968 und im Oktober 2020 von Düsseldorf nach Visselhövede gezogen. Dort lebe ich in einem Tiny House den Traum meiner gelungenen Stadtflucht und beschäftige mich gerne mit Minimalismus, Upcycling und Ressourceneinsparung. Geprägt von Joseph Beuys – „Achtlose Fundstücke werden zu Bildern zusammengesetzt. Das Material hat seine eigene Sprache, wird zur neuen Materie, die vor dem Müll gerettet wurde.“ Müll und andere kunstfremde Materialien in der Kunst gibt es schon seit über 100 Jahren. Die einen benutzten ihn ganz einfach als Gestaltungsmittel, andere wiederum hinterfragten und kritisierten die Gesellschaft wegen ihrem übermäßigen Konsum. Heute kommt noch verstärkt der umweltpolitische Faktor hinzu. Einer der wichtigsten Grundsätze sind die Erhaltung der natürlichen Ressourcen und die Reduzierung des Materialverbrauchs. Ich arbeite aus all diesen Gründen mit Müll. Vieles, was noch gut ist, landet im Müll. Holz, Pappe, Baumaterialien, Plastikverpackungen und vieles mehr. Ich sammel dann alles ein und bewahre es auf. Oft finde ich auch gutes Material auf dem Sperrmüll. Ich habe nie eine Idee im Voraus. Der Abfall fällt mir immer vor die Füße und ich mache dann irgendwas draus. Die weiteren Ideen kommen dann beim Arbeiten. Bei den Techniken bediene ich mich gerne an allem, was es so gibt. Ich selber sehe mich nicht in einer bestimmten Kunstrichtung.

 

Eigentlich hatte ich vor an die Kunstakademie zu gehen. Meine Eltern fanden das aber keine gute Idee, so von wegen, brotlose Kunst. Also sollte es Grafikdesign sein. Ich bin dann erst mal auf die Fachoberschule für Kunst und Gestaltung und habe meine Fachhochschulreife absolviert. Als rebellischer Teenager konnte ich mich aber nicht mit dem Gedanken anfreunden, irgendwo in einer spießigen Werbeagentur zu sitzen. Den Abgabetermin für meine Mappe habe ich dann sausen lassen und bin auf die Höhere Handelsschule gegangen, um dort noch meine Fachhochschulreife in Betriebswirtschaft zu machen. War jetzt nicht so mein Ding, aber damals schon mit dem Gedanken, wenn ich mich mal selbstständig mache, kann es ganz hilfreich sein. Noch immer nicht schlüssig, was ich jetzt machen soll, habe ich eine Lehre in einer Druckerei als Druckformherstellerin absolviert. Hier habe ich noch das alte Handwerk gelernt. Fotos wurden mit Eiweißlasurfarbe korrigiert, da gab es noch kein Photoshop, bzw. war gerade in den Anfängen. Für uns damals aber noch Utopie. Filme wurden mit Trommelscanner, Kontaktbelichtungsrahmen, Reprokamera und Diatype hergestellt. Das Seitenlayout einer Zeitschrift wurde als Klebeumbruch in Handarbeit gestaltet. Masken wurden mit Skalpell geschnitten zur Erstellung von Raster- und Halbtonfilmen. Cromaline wurden noch analog hergestellt für farbverbindliche Proofs. Alles voll Retro, würde die jüngere Generation jetzt sagen. So langsam wurde dann aber durch das digitale Zeitalter alles ersetzt. Ich habe mir autodidaktisch alle Kenntnisse am Mac mit sämtlichen grafischen Programmen selber beigebracht und bin dann doch noch in verschiedenen Werbeagenturen gelandet.

 

Irgendwann ist mir bewusst geworden, dass mit dem Zeitalter der wachsenden Technik viel Kreativität verloren gegangen ist. Unter hohem Druck soll schnellstmöglich und gewinnbringend ein Produkt an den Verbraucher gebracht werden. Unbezahlte Überstunden, geringe Wertschätzung, High Speed Media Deadline,  kurzlebig und oberflächig. Dinge, die einen passiv werden lassen und Dinge, die ich so nicht mehr wollte. Somit kam dann für mich der Entschluss, 2015 komplett in die Selbstständigkeit zu gehen. Stresslevel runter, Flexibilität statt Stabilität, Entwicklung im nie endenden Experimentierstadium statt der ewigen Suche nach dem „richtigen“ Status quo.